Deutschland – ein Bargeldland?

Eine Zusammenfassung von Dr. Erik Hermann, Head of Marketing von Deutsche Payment A1M SE

 

Lange galt in Deutschland „Nur Bares ist Wahres“, doch in der Corona-Pandemie haben viele Konsument:innen ihr Bezahlverhalten verändert und angepasst. Kontaktlose Zahlmethoden, also bargeldlose Zahlungsmittel, haben rasant an Bedeutung gewonnen.  Laut einer repräsentativen Umfrage der Bundesbank wurden im ersten Pandemiejahr 2020 30% aller Zahlungen (im Laden, online usw.) mit einer Karte getätigt, während in 60% der Fällen Bargeld verwendet wurde – 2017 lag der Anteil der Barzahlungen noch bei 74%. Im stationären Handel wurden vor allem kleinere Beträge mit Bargeld bezahlt, genauer gesagt: 61% der Transaktionen mit einem Umsatzanteil von 38%.

Während sich kontaktlose Kartenzahlungen zunehmender Beliebtheit erfreuen, sind mobile Zahlungen mit dem Smartphone noch weitaus weniger verbreitet. Nur 13% der Smartphone-Besitzer:innen haben dieses auch für mobile Zahlungen verwendet. Viele Konsument:innen empfanden das mobile Bezahlen als zu unsicher oder zu kompliziert.

Auch die Wissenschaft hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, was Konsument:innen dazu bewegt oder davon abhält, mobil zu bezahlen. Die untersuchten Faktoren sind vielfältig und reichen von Nutzerfreundlichkeit, Kosten- und Nutzenwahrnehmungen über Leistungs- und Aufwandserwartungen und Vertrauen bis zu Risiko- und Sicherheitswahrnehmungen und der wahrgenommenen Ähnlichkeit mit Online-Zahlungsmethoden. Als zentrale Einflussfaktoren haben sich in unterschiedlichen Studien:

1. die Benutzerfreundlichkeit, d.h. mobiles Bezahlen sollte mit keinem Aufwand verbunden sein
2. die Nutzenwahrnehmung, d.h. mobiles Bezahlen sollte einen Mehrwert schaffen
3. die Risikowahrnehmung, d.h. mobiles Bezahlen sollte nicht mit Unsicherheit einhergehen
4. die Sicherheitswahrnehmung, d.h. mobiles Bezahlen sollte als sicher wahrgenommen werden

herauskristallisiert.

Das Potential mobiler Zahlungen ist immens, denn in der Regel liegt der Anteil von Smartphone-Nutzer:innen bei über 80%.

Bei mobilem Bezahlen verhält es sich wie bei allen neuen Technologien und Innovationen: es gibt die Innovatoren und sogenannten Early Adopters, die als allererste und schon lange mobil bezahlen und die Mehrheit, die die Technologie früher oder später (Early und Late Majority) nutzen. Da Konsument:innen sich aneinder orientieren und einander beeinflussen (soziale Einflüsse und Normen) ist es nur eine Frage der Zeit, bis mobiles Bezahlen den Zahlungsmethodenmix dominieren wird.

Wenn oben genannte Faktoren berücksichtigt werden, bestehen also vielversprechende und umfangreiche Möglichkeiten, sehr vielen Konsument:innen ein positives Bezahlerlebnis zu ermöglichen.

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